Bei Liszt im Unterricht: drei Beethoven-Sonaten

Der siebte Teil des A Tempo Projektes nähert sich dem Thema Tempo von einer neuen Seite. Auf den Spuren des grossen Beethoven-Interpreten Franz Liszt präsentiere ich drei Klaviersonaten von Beethoven, inspiriert von Anweisungen, die Liszt in seinen Meisterkursen in Weimar in den 1880er Jahren gegeben hat. Diese Meisterkurse sind reich dokumentiert. Es ist faszinierend, sich durch die Augen und Ohren von ZeitzeugInnen gleichsam in Liszts Schülerkreis einzureihen! Die Interpretation folgt damit weder einer Metronomzahl noch einer überlieferten Dauer, sondern musikalischen Gesichtspunkten.

Im Zentrum steht die berühmte sogenannte Mondscheinsonate in cis-moll. Liszts Interpretation des Stückes genoss im 19. Jahrhundert Kultstatus. Sein Schüler August Stradal überliefert erstaunlich genau, was Liszt im sphärischen ersten Satz gemacht hat, und gibt auch wertvolle Hinweise zur Interpretation der beiden Folgesätze.

In der Grande Sonate Pathétique in c-moll verfolge ich allgemeine musikalische Gesichtspunkte, die ich aus den Überlieferungen zu Liszts Beethoven-Spiel gewonnen habe.

In der Sonate Opus 90 schliesslich ist es ein einziges, scheinbar kleines Stichwort, welches das Tempo in ein neues Licht rückt und den Auslöser meiner Interpretation bildet – mehr dazu gibt es in meiner Einführung zu sehen und zu hören.

Die drei Sonaten plus die deutsche und englische Einführung sind nun auf meinem YouTube-Kanal publiziert.

Link zur Playlist auf YouTube

Link zur Einführung

Beethovens Hammerklavier-Sonate Opus 106 in Liszts Dauer

Es ist bereits der sechste Teil des A Tempo Projektes, und es ist eines der berühmtesten Werke innerhalb der Tempoforschung: Ludwig van Beethovens “Grosse Sonate für das Hammerklavier” in B-Dur Opus 106. Es ist das einzige Klavierwerk Beethovens, zu dem es originale Metronomzahlen gibt. Diese Metronomzahlen wurden bereits im 19. Jahrhundert in Zweifel gezogen. Umso bedeutsamer ist es, dass es von einem der massgebendsten Interpreten des 19. Jahrhunderts, Franz Liszt, eine eigenhändige Angabe zur Dauer des Werkes gibt: “presqu’une heure” – fast eine Stunde. Das ist mehr als zwanzig Minuten (!) mehr als die Dauer, die aus Beethovens Metronomzahlen hervorgeht.

Diesem Geheimnis wollte ich nachgehen, und ich wollte eine Interpretation erarbeiten, die Liszts Dauer umsetzt. Daraus entspann sich eine jahrelange Beschäftigung mit dieser Sonate, die in vielerlei Hinsicht eines der komplexesten Werke des gesamten 19. Jahrhunderts ist. 

Ich bin dankbar, die Aufnahme nun vorlegen zu können. Wir nahmen die Sonate in der Tonhalle St. Gallen auf, und ich konnte dafür einen ganz besonderen Flügel benutzen: Einen Bechstein-Konzertflügel von 1921, der einst eigens für den Pianisten Wilhelm Backhaus gebaut wurde. Das Instrument ist vollständig original erhalten und repräsentiert den Klang, den Franz Liszt zu seiner Zeit bereits kannte und liebte. So ist die Aufnahme in Klang und Interpretation eine Hommage an Franz Liszt.

Wie immer ist die Aufnahme von einer deutschen und englischen Einführung begleitet. Alle meine Videos sind auf meinem YouTube-Kanal verfügbar.

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Link zur deutschen Einführung
Link zur englischen Einführung

Liszt A Tempo II – Années de Pèlerinage. Deuxième Année: Italie

Das zweite Buch der Années de Pèlerinage von Franz Liszt ist mit “Italie” betitelt. Die sieben Klavierstücke gehören zum Schönsten, was Liszt geschrieben hat. Die berühmte Dante-Sonate gehört ebenso dazu wie die drei Petrarca-Sonette und das mystische “Il Penseroso”. Alle Stücke haben Inspirationen in der Kunst und Dichtung der italienischen Renaissance.

Innerhalb meines A Tempo Projektes nimmt diese Aufnahme einen besonderen Platz ein. Es gibt weder Metronomzahlen noch überlieferte Dauern – dies ist meine “Kür”, in der ich mich als Interpret ganz auf meine musikalische Intuition verlassen konnte. Der Aspekt der Entschleunigung, der in Liszts Werk eine grosse Rolle spielt, ist in diesen Stücken omnipräsent. So wird “Il Penseroso” zu einer meditativen Erfahrung von grosser Kraft, und die Dante-Sonate integriert Details in ihre musikalische Grösse, die sonst oftmals verloren gingen.

Der Aufnahmeort kommt der Magie der Musik nahe: das barocke Sommerschloss Belvedere in Weimar. Die Einführungs-Videos wurden im Liszt-Haus in Weimar gefilmt, Liszts letzter Lebensstätte.

Alle Videos sind mittlerweile auf YouTube verfügbar. Ebenfalls gibt es ein attraktives “Behind The Scenes”-Video, das Einblick in die Organisation und den geradezu spektakulären Flügeltransport gewährt.

Trailer
YouTube-Playlist 
Einführungsvideos auf Deutsch
Einführungsvideos auf Englisch
Tom R. Schulz im Gespräch mit Bernhard Ruchti
Behind The Scenes

Buch-Veröffentlichung

Ein grosser Moment: Mein neues Buch ist ab sofort im Handel erhältlich!

„…das Gewaltigste, was ich je auf der Orgel gehört habe“

Franz Liszts Ad Nos als Tor zur Wiederentdeckung einer verborgenen Aufführungspraxis des 19. Jahrhunderts

Das Buch erzählt die bewegte Geschichte rund um Franz Liszts Fantasie und Fuge über “Ad Nos, ad salutarem undam” für Orgel. Das Ausnahmewerk und seine berühmte Aufführung im Merseburger Dom 1855 sind nicht nur ein schillerndes Stück Musikgeschichte, sondern eröffnen auch einen einzigartigen Blick in Liszts Interpretation und Aufführungspraxis – und in sein Verständnis von Tempo. Kristallisationspunkt ist die überlieferte Dauer des Werkes unter Liszts Leitung: mit 45 Minuten unterscheidet sich diese von heutigen Gewohnheiten um mehr als 15 Minuten…

Mit zahlreichen bislang unveröffentlichten Quellen.

Mit einem Leitfaden zum hörenden Partitur-Studium.

Verlag Königshausen & Neumann

ISBN 978-3-8260-7242-0

Rezensionen:

Diane Kolin (für www.liszt-franz.com)
Musik und Liturgie
Franz Lüthi (für das Bulletin der OFSG)
Dieter David Scholz
Ars Organi
Musik und Gottesdienst
Het Orgel
Tijdschrft van de Franz Liszt Kring
Die Tonkunst

Bestellung Schweiz
Bestellung Deutschland & International

Bernhard Ruchti, Franz Liszts Ad Nos als Tor zur Wiederentdeckung einer verborgenen Aufführungspraxis des 19. Jahrhunderts

Ähnlich wie Bernhard Ruchti bereits im Vorwort seines Buches ein «Zusammengefasst lautet dieses Ergebnis» vorwegnimmt, tue ich dies auch in meiner Rezension mit der Feststellung, dass heute keine historisch affinen Interpretinnen und Interpreten von Franz Liszts Fantasie und Fuge «Ad nos, ad salutarem undam» an Ruchtis Forschungsarbeit vorbeigehen dürfen. Und mit einem ergänzenden «Sic!» soll dies hier deutlich unterstrichen werden.
Martin Hobi, Musik und Liturgie

Das Fazit der Publikation von Bernhard Ruchti orientiert sich an einem von Hans von Bülow geprägten Begriff vom “künstlerischen Virtuosentum” und mündet in den Terminus von einem “gemäßigten Grundtempo und an einen periodischen Vortrag sich anschließende Tempomodifikationen” (Ruchti). Ein umfangreicher Anhang mit weiteren Quellen und einem interessant ausgeführten Seitenblick auf die Interpretation von Julius Reubkes Orgelsonate rundet das lesenswerte Buch ab. Es sei allen, die sich mit Lisztscher Orgelmusik befassen, sehr ans Herz gelegt.
Felix Friedrich, Ars Organi

Chopin A Tempo – 12 Études Op. 10

Der vierte Teil meines “A Tempo Projektes” ist veröffentlicht: Frédéric Chopins 12 Etüden Opus 10. Das Meisterwerk ist Teil des Repertoires vieler Pianist*innen. Ebenso ist die Frage der Tempi für die 12 zauberhaften Stücke Gegenstand langer Debatten: die von Chopin selbst angegebenen Metronomzahlen sind teilweise so schnell, dass sie bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Frage gestellt wurden. Worte wie “Spieldoseneffekte” wurden geprägt, um die rasende Geschwindigkeit zu charakterisieren. Und: Pianisten wie Theodor Kullak und Hans von Bülow empfahlen, das Tempo zu mässigen. 

Mein Ansatz, die Metronomzahlen Chopins zu halbieren, mag radikal erscheinen. Aber er scheint im historischen Kontext auf, und vor allem fördert er eine Interpretation zutage, die “funktioniert” und die hinter der Bravour plötzlich Intimität, Tiefe und eine ungemeine Kraft wahrnehmen lässt. 

Aufnahmeort ist der Herkulessaal der Münchner Residenz – zufälligerweise derselbe Saal, in dem Maurizio Pollini 1972 seine berühmte Aufnahme der Etüden gemacht hat. 

Neben der Musik enthält “Chopin A Tempo” deutsche und englische Einführungen sowie eine dreiteilige Serie über historische Metronomzahlen und Tempo. Ebenfalls ist das Album als CD/DVD erhältlich.

Youtube-Playlist
Historische Metronomzahlen und Tempo – eine Einführung
Historical Metronome Markings – A Short Introduction
CD/DVD

Hinter all den virtuosen Kaskaden kommen bei langsamerem Zugang plötzlich viele Zwischenfarben und Zwischenräume zum Tragen. Statt des Huschens plötzlich fein Hingetupftes. Begleitfiguren und Spannungsbögen werden klarer, über kein Detail wird einfach nur hinweggefegt. Bernhard Ruchti stellt mit seiner nie akademisch klingenden Philosophie diese Etüden eher in den Bereich sehr poetischer Charakterstücke. Denken statt Rasen mit dem Gewinn eines enormen Artikulationsreichtums. Eine aufregende, spannende, neue Chopin-Hörerfahrung.

Martin Preisser (St. Galler Tagblatt)

Schumann A Tempo

Robert Schumanns visionäre Fantasie in C-Dur Opus 17 ist nun als dritter Teil des “A Tempo Projektes” verfügbar. Aufnahmeort war der grosse Saal im KKL Luzern – was eine perfekte Akustik ebenso wie ausserordentliche Videoqualität bedeutet. Das Stück dauert in meiner Version knapp 50 Minuten. Diese lange Dauer bewirkt eine Grösse und Intimität, die ein ganz neues Licht auf das gesamte Werk werfen. Ein bislang ungehörter Schumann und ein grandioses Meisterwerk der Musikgeschichte.

Als Bonus erklingt auch die berühmte Träumerei – selbstverständlich “a tempo” – sowie ein kurzes Stück aus eigener Feder.

Die Aufnahme ist wie immer begleitet von deutschen und englischen Einführungs-Videos. Alle Videos sind auf Youtube veröffentlicht. Zudem ist die Aufnahme als CD/DVD erhältlich.

Youtube-Playlist 
Das A Tempo Projekt
CD/DVD

The American-born Swiss pianist, Bernhard Ruchti, offers us a rather unusual and breathtaking rendition of Robert Schumann’s masterpiece, the Fantasie in C major, Op. 17. […] The liveliness of Ruchti’s version is mixed with a sense of artistic merit and musical splendor, for which it could be easily called a first-class performance. During the transitional pauses, greatly magnified by the pianist, one can feel a sense of suspense, anticipation, and unearthliness that is hard to come by these days.

Bohdan Syroyid Syroyid for musicweb-international

Liszt A Tempo

Der möglicherweise massgebendste Teil des A Tempo Projektes ist nun veröffentlicht: Die Aufnahme der monumentalen Fantasie und Fuge über “Ad nos, ad salutarem undam” von Franz Liszt. Das Werk verfügt über eine einzigartige Überlieferung hinsichtlich Interpretation, Rezeption – und Tempo. Damit ist die Grundlage geschaffen für eine interpretatorische Spurensuche, für ein Erkunden von Liszts Ästhetik, wie es in dieser Direktheit bislang nicht erfolgt ist. Eine originale Dramaturgie wird sichtbar und erklingt auf derselben Orgel, auf der Liszt 1855 das Werk mit einem seiner Meisterschüler einstudiert hat. Und: die Aufnahme ist verbunden mit Filmaufnahmen aus dem über 1000jährigen Kirchenraum in Merseburg.

CD / DVD
“Ad Nos”-Film auf Youtube
Deutsche Einführung 
English Introduction 
Interview in Organists’ Review, September 2020 (PDF)

A fascinating and enlightening project.

Donald MacKenzie for Organists’ Review

Johann Sonnleitner im Gespräch

Ein Gespräch mit dem Cembalisten, Hammerklavieristen, Pädagogen und Komponisten Johann Sonnleitner. Der langjährige Weggefährte von Nikolaus Harnoncourt erzählt über seine Musikerkarriere und spricht vor allem über sein zentrales Forschungsgebiet: historische Tempi.

Eine Begegnung mit einem ausserordentlichen Musiker, Forscher und Menschen.

Aufgenommen in Zürich am 15. März 2019.

Playlist auf Youtube

Fotos: Andi Dietrich

Print-Release: Beethoven A Tempo

Das erste “Kind” des A Tempo Projektes hat das Licht der Welt als CD/DVD erblickt: Beethoven A Tempo. Im Präsentationskonzert in der bestens gefüllten St. Laurenzen-Kirche in St. Gallen führte ich allgemein ins Projekt ein, stellte die Thematik spielerisch vor, und spielte dann – nicht Beethoven, sondern das Werk, das den dritten Teil des A Tempo Projektes bildet: Robert Schumanns wunderbare und leidenschaftliche grosse Fantasie in C-Dur Opus 17. 

Das Publikum liess sich von Schumanns Poesie verzaubern und lauschte diesen einzigartigen Klängen mit grosser Konzentration. – Und anschliessend gab es viele schöne Gespräche beim Crowdfunding-Tisch sowie beim CD-Tisch.

A Tempo Projekt 

Festival Look Into The Future II: Liszt A Tempo

Ein weiteres Konzert im Rahmen meines “A Tempo Projektes”: Am Abschlusskonzert des zweiten “Look into the Future”-Festivals in Burghausen/Raitenhaslach stand Franz Liszt grossartige Fantasie und Fuge über Ad nos, ad salutarem undam im Mittelpunkt.

Bereits zum zweiten Mal durfte ich an dem Festival auftreten und habe mich sehr über das Wiedersehen mit einigen bekannten Gesichtern gefreut!