Mozarts letztes Klavierkonzert

Es ist Wolfgang Amadeus Mozarts letztes und vielleicht schönstes Klavierkonzert: Das Konzert in B-Dur KV595. Er vollendete es im Januar 1791. Es scheint keinen bestimmten Anlass dafür gegeben zu haben. Mozart war damals in einer schwierigen Lebenslage, da seine Popularität in Wien zurückging und das Publikum abnehmendes Interesse an seiner Kunst zeigte.

Das B-Dur-Konzert ist – anders als frühere Konzerte – mehr nach innen gewandt. Es strahlt eine einzigartige Balance zwischen einer leisen Melancholie und Resignation und einer gelösten Heiterkeit aus. Sein erster Satz enthält Harmonien von fast schon überirdischer Schönheit. Der zweite Satz, ein Larghetto, ist einer jener vollendet schlichten Melodien, wie sie nur Mozart schreiben konnte. Der letzte Satz schliesslich hat als Thema eine Melodie, die Mozart wenig später für sein bekanntes Lied “Komm lieber Mai” wiederverwenden sollte.

Ich freue mich riesig, dieses Klavierkonzert unter der Leitung von Lukas Bolt mit Orchester in St. Laurenzen aufführen zu können. In dem Konzert erklingt auch Anton Bruckners frühe klangvolle Missa Solemnis in B-Dur. Aufgrund der übereinstimmenden Tonart der beiden Werke trägt das Konzert den Titel “B-Dur”.

Sonntag, 22. September 2024, 19:00 Uhr, Kirche St. Laurenzen, St. Gallen. Ticket-Reservation hier.

coro veloce
vokalensemble con passione
Chorkreis St. Gallen | Projektsänger:innen
Orchester archi lusingandi sinfonici
Lukas Bolt, Leitung

1. Herbst-Orgelfestival mit Franz Liszts Ad Nos-Fantasie

Ich bin sicher, Franz Liszt hätte seine Freude an der neuen Goll-Orgel in St. Laurenzen gehabt: Zum einen ist sie klanglich flexibel wie der beste Konzertflügel. Zum andern besitzt sie eine sinfonische Kraft und unzählige Farben wie die einzelnen Instrumente des Orchesters. Und darüber hinaus klingt sie von allen Seiten und verleiht der Musik eine neue Transparenz und architektonische Dimension.

Franz Liszts grosse Fantasie und Fuge über den Choral “Ad Nos, ad salutarem undam” aus dem Jahr 1850 ist ein Stück, das mich schon seit Jahren beschäftigt. Ich liebe es als musikalisches Meisterwerk, und es ist ein eines der Kernwerke meines A Tempo Projektes. Zu seiner seiner Aufführungspraxis unter Liszts eigener Leitung gibt es nämlich ganz konkrete Anhaltspunkte: seine Dauer wird in mehreren, voneinander unabhängigen Quellen mit 40-45 Minuten beziffert – während heutige Aufführungen sich meistens im Bereich von 25-28 Minuten bewegen.

Eine Interpretation im Geiste Liszts braucht also mehr Zeit, mehr Raum, mehr Atem – und genau das kann die Laurenzen-Orgel bieten. Ich freue mich riesig auf die Aufführung dieses Werkes am 1. September 2024 im Rahmen des Eröffnungskonzerts des 1. Laurenzen-Herbst-Orgelfestivals.

Für besonders Interessierte gibt es vor dem Konzert, um 16:15 Uhr, eine halbstündige Einführung in das Werk und seine Geschichte.

Sonntag, 1. September 2024
16:15 Uhr: halbstündige Konzerteinführung
17:30 Uhr: Konzert
Für das Konzert ist eine Platzreservation obligatorisch: https://eventfrog.ch/ruchtisg2

Informationen zum Festival: laurenzen.ch

Meine Aufnahme von Liszts Ad Nos-Fantasie

Die bewegte Geschichte der Ad Nos-Fantasie

Uraufführung: LACHRIMAE

Im Rahmen der Karfreitags-Vesper in der Kirche St. Laurenzen in St. Gallen wird mein neues Werk Lachrimae für Mezzosopran, Violine und Orgel uraufgeführt. Der Titel des Werks ist inspiriert von dem berühmten Stück Lachrimae or seven Teares des englischen Renaissance-Komponisten John Dowland aus dem späten 16. Jahrhundert. “Lachrimae” (bzw. korrekt lateinisch “lacrimae”) bedeutet “Tränen” – Tränen des Leids, aber auch der Freude, der Ergriffenheit und manch anderer Stimmungen. Faktisch ist das Werk eine Art modernes Stabat Mater Dolorosa, ein Klagegesang einer um ihren Sohn trauernden Mutter.

Textgrundlage für mein Stück sind Gedichte der St. Galler Lyrikerin Meie Lutz, die sie vor einiger Zeit veröffentlichte und deren Tiefe und zugleich Leichtigkeit mich sehr berühren.

Es ist mir eine Freude, mit Melanie Veser eine Sängerin mit grossem Ausdruck und wunderbarer Stimme und mit Elisabeth Kohler eine Geigerin mit einem kristallklaren und zugleich so zu Herzen gehenden Klang für die Uraufführung gewonnen zu haben.

Kathrin Bolt wird Texte aus der Bibel lesen.

Freitag, 29. März 2024, 18:00 Uhr, Kirche St. Laurenzen, St. Gallen.

Vorschau auf stgallen24.ch

Liszt A Tempo III: Klaviersonate in h-moll

Es ist eines der transzendentesten Werke, die ich kenne: Franz Liszts grosse (und einzige) Klaviersonate in h-moll. Sie steht im Zentrum von Volume 9 des A Tempo Projekts. Je länger ich mich mit diesem Werk, seiner Interpretation und den Details der Komposition auseinandersetzte, desto mehr wurde mir die ungeheure Tiefe und zugleich Freiheit dieser Musik bewusst.

Die Sonate ist aufs erste nicht das zugänglichste Werk Liszts. Sie wird auch entsprechend wenig öffentlich gespielt. Aber wer sich hörend und natürlich auch spielend darauf einlässt, baut auf festen Grund, und der Entdeckungen sind kein Ende.

In meiner Einführung komme ich auf das Thema der Transzendenz zu sprechen und auf dessen geheimnisvollen Zusammenhang zum Tempo. Es ist in diesem Sinne kein Zufall, dass die bis auf weiteres abschliessende Aufnahme dieses Zyklus des A Tempo Projekts in dieser Sonate mündet.

Aufnahmeort ist der frisch renovierte Saal des Stadtcasino Basel, der über eine wunderbare Akustik verfügt. Als Instrument benutzte ich einen Bösendorfer VC280, der mit seiner Wärme und Fülle für die Interpretation von Liszts Musik perfekt geeignet ist.

Die Aufnahme erfüllt mich mit Stolz, und ich bin glücklich, sie hier teilen zu können!

METROPOLIS: Science Fiction aus der Stummfilmzeit

Der Stummfilm Metropolis von Fritz Lang aus dem Jahr 1927 ist eines der ikonischen Werke der Filmgeschichte. Sein Regisseur Fritz Lang setzte damit auf dem Gebiet der Filmarchitektur, der Bildsprache und der filmischen Erzählung neue Massstäbe. Der Film hatte eine bewegte Geschichte: drastisch gekürzt galt die Urfassung des Films lange Zeit als verloren. Doch 2008 geschah nach jahrzehntelanger Suche nach den verlorenen Teilen das «Wunder»: Im Filmarchiv von Buenos Aires wurde eine 16mm-Kopie der Originalfassung von 1927 ausgegraben. Seither liegt der Film vollständig vor.

Metropolis ist ein Meisterwerk des Science Fiction Genres. Die Thematik von verschiedenen Klassen sowie eines künstlichen Menschen ist aktueller denn je. Die Filmsprache und die Kulissen sind atemberaubend.

Ich freue mich riesig, das grosse Werk an den Zürcher Orgeltagen sowie (zweimal) an den St. Galler Stummfilm-Konzerten live begleiten zu können.

Zürcher Orgeltage: Samstag, 13. Januar 2024. 19:00 Uhr. Kirche St. Jakob am Stauffacher, Zürich. Webseite

St. Galler Stummfilm-Konzerte: Donnerstag, 18. Januar 2024, und Freitag, 19. Januar 2024, jeweils 19:00 Uhr. Kirchgemeindehaus St. Georgen, St. Gallen. Webseite

Einweihung der neuen Goll-Orgel

Am 3. September 2023 war es soweit: die neue Goll-Orgel in der Stadtkirche St. Laurenzen in St. Gallen erklang zum ersten Mal. Mehr als sieben Jahre der Planung und Vorbereitung lagen hinter uns. Anfang 2016 entwickelte ich die Idee der Surround-Orgel mit vier unterschiedlichen Pfeifenstandorten, die gemeinsam zu einem einzigen, den ganzen Kirchenraum erfüllenden Instrument werden. Seither war das Instrument im Detail geplant worden – in einer fruchtbaren und inspirierenden Zusammenarbeit mit Simon Hebeisen, dem Geschäftsführer der Orgelbaufirma Goll in Luzern.

Die Einweihung dauerte ganze zwei Wochen und enthielt Gottesdienste, Konzerte, Vespern und Vorträge. Ich bin sehr dankbar, wie warm die neue Orgel vom Publikum aus nah und fern aufgenommen wurde. Es war ein richtiges Fest!

Etwas machte die Einweihung in vielerlei Hinsicht speziell: das Instrument war nämlich nicht ganz fertig geworden. Die mächtigen Basspfeifen im Westen fehlten noch. Dies tat der Feierlichkeit keinen Abbruch, ganz im Gegenteil: Publikum und Veranstaltende freuen sich gleichermassen auf die Fertigstellung und die “eigentliche” Einweihung der Orgel, die voraussichtlich im April 2024 stattfinden wird.

Die Webseite des Orgelprojektes gibt näheren Einblick in das Instrument und vor allem auch die Veranstaltungen, die nun bevorstehen.

Der TVO-Beitrag zum Thema

Fotos: Klaus Stadler

Schubert A Tempo: die grosse c-moll-Sonate

Zum ersten Mal innerhalb des A Tempo Projekts beschäftige ich mich mit der Musik von Franz Schubert. Anders als Beethoven oder Chopin ist Schubert kein Komponist, der in Tempofragen oft diskutiert wird. Es gibt zu seinen Werken kaum Metronomzahlen oder andere konkrete Angaben zur Tempopraxis. Dennoch ist seine Musik prädestiniert, um sich mit Tempo auseinanderzusetzen.

Die Klaviersonate in c-moll D958 gehört zu dem Zyklus von Klavierwerken, die im letzten Lebensjahr Schuberts entstanden sind. Das Stück ist wie eine Sinfonie: dramatisch, gross und tief. Für meine Interpretation wählte ich einen unkonventionellen Ansatz: ich ging der Frage nach, welches Tempo das Stück hätte – wenn es gesungen wäre. Zum Hintergrund und zu dem überraschenden Ergebnis spreche ich in meinen Einführungen.

Aufnahmeort ist das Cuvilliés-Theater in der Münchner Residenz: ein prachtvolles Rokoko-Theater, das sich mit Schuberts Musik zu einer wunderbaren Symbiose zusammenfügt.

Die Surround-Orgel in St. Laurenzen entsteht

In der Stadtkirche St. Laurenzen in St. Gallen entsteht ein innovatives Orgel-Design. Zusätzlich zur bestehenden Orgel aus dem Jahr 1978 werden drei neue Pfeifenstandorte auf den drei Emporen der Kirche gebaut. Diese repräsentieren die drei Hauptklangfarben bzw. Pfeifenfamilien, die jede Orgel besitzt: Prinzipale (Westempore), Flöten (Südempore) und Streicher (Nordempore). Diese werden mit der bisherigen Orgel zu einem Gesamtinstrument verbunden, das den ganzen Kirchenraum mit Klang erfüllen wird.

In den Medien wurden viele Namen für das Instrument gefunden: Surround-Orgel, 3D-Orgel, quadrophonische Orgel… Am passendsten wäre jedoch der Name “Prisma-Orgel”. Denn die Orgel wird akustisch das machen, was optisch ein Prisma mit dem Sonnenlicht macht: es fächert den Gesamtklang in die einzelnen “Spektralklänge” auf.

Das von mir entwickelte Konzept durchlief sieben Jahre der Planung und Konsolidierung. Die Zusammenarbeit mit Orgelbau Goll aus Luzern war und ist ungemein inspirierend und fruchtbar. Dank der Mithilfe vieler Menschen konnte auch die Finanzierung gesichert werden. Nun wird das Instrument tatsächlich gebaut, und die Vorbereitungen auf die Einweihung im September 2023 laufen auf Hochtouren.

Die Webseite www.laurenzen.ch gibt Auskunft und Einblick in die einzigartige neue Goll-Orgel.

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Eine Quelle der Ruhe: Chopins Nocturne in g-moll

Chopins Nocturne Op. 37 Nr. 1 entstand 1839. Im selben Jahr wurde der Érard-Konzertflügel gebaut, auf dem ich es spiele. Instrument und Werk gehen eine einzigartige Symbiose ein. Das Stück war eines der ersten Werke von Chopin, das ich als junger Pianist lernte. Bis heute liebe ich den choralartigen Mittelteil mit seiner warmen und tiefen Atmosphäre.

Aufgenommen als ein Encore zu Beethoven A Tempo III im Kulturzentrum La Prairie in der Nähe von Biel.

Bei Liszt im Unterricht: drei Beethoven-Sonaten

Der siebte Teil des A Tempo Projektes nähert sich dem Thema Tempo von einer neuen Seite. Auf den Spuren des grossen Beethoven-Interpreten Franz Liszt präsentiere ich drei Klaviersonaten von Beethoven, inspiriert von Anweisungen, die Liszt in seinen Meisterkursen in Weimar in den 1880er Jahren gegeben hat. Diese Meisterkurse sind reich dokumentiert. Es ist faszinierend, sich durch die Augen und Ohren von ZeitzeugInnen gleichsam in Liszts Schülerkreis einzureihen! Die Interpretation folgt damit weder einer Metronomzahl noch einer überlieferten Dauer, sondern musikalischen Gesichtspunkten.

Im Zentrum steht die berühmte sogenannte Mondscheinsonate in cis-moll. Liszts Interpretation des Stückes genoss im 19. Jahrhundert Kultstatus. Sein Schüler August Stradal überliefert erstaunlich genau, was Liszt im sphärischen ersten Satz gemacht hat, und gibt auch wertvolle Hinweise zur Interpretation der beiden Folgesätze.

In der Grande Sonate Pathétique in c-moll verfolge ich allgemeine musikalische Gesichtspunkte, die ich aus den Überlieferungen zu Liszts Beethoven-Spiel gewonnen habe.

In der Sonate Opus 90 schliesslich ist es ein einziges, scheinbar kleines Stichwort, welches das Tempo in ein neues Licht rückt und den Auslöser meiner Interpretation bildet – mehr dazu gibt es in meiner Einführung zu sehen und zu hören.

Die drei Sonaten plus die deutsche und englische Einführung sind nun auf meinem YouTube-Kanal publiziert.

Link zur Playlist auf YouTube

Link zur Einführung